Sie beflügeln Männerfantasien, indem sie erotische Märchen erzählen: die Sextelefonistinnen. Der Film zeigt den Alltag von Frauen, die am Telefon die Lust der Männer für sich zu nutzen wissen.

Sie flüstern, stöhnen und seufzen in die Hörermuschel, sie schmeicheln, feuern an oder geben Tipps für sadomasochistische Praktiken - dabei betrachten sie ihre Fingernägel, verdrehen die Augen oder rauchen: Amanda, Romana oder Nina arbeiten als Sex-Telefonistinnen und sind drei von 35 Frauen, die Natalie in ihrem «Etablissement» beschäftigt.

Da ist zum Beispiel die ehemalige Arztgehilfin Melanie, die nach einer Familienpause den Wiedereinstieg in den alten Beruf nicht geschafft hat und jetzt die Anrufer möglichst lange in der Leitung halten muss: «Du bist so gut», haucht es auf der Tonspur, während die Kamera das Telefonkabel wie einen Fetisch in den Fokus nimmt, ihm entlangwandert zum Display des Apparats - 5.32 Franken wird für Linie 5 angezeigt, als der Anrufer abrupt auflegt.
Marianne wiederum, 43, Krankenschwester und Familienfrau, lockt das Abenteuer. Der Film begleitet sie zu ihrem ersten Arbeitstag im Telefonsex-Business. Während der Einführung durch Chefin Natalie weicht ihre anfängliche Neugier der Nervosität, und gespannt warten die Zuschauenden mit Marianne auf ihren ersten Kunden. Wie hätte er es wohl gerne?

Die Männer bleiben anonym - nur ihre Fantasien sind im Film präsent. Fürsorglich kappt die Swisscom die Leitung, wenn einer nach 58 Minuten und 190 Franken noch immer nicht am Ziel ist. Ironisch-träfer Kommentar: «Oft ist es jedoch wie im richtigen Leben: Der Mann kommt zu früh und die Frau muss schauen, wie sie auf ihre Rechnung kommt.» Manchmal empfindet frau auch Mitleid, wenn sie virtuell über einen dicken Bauch streicheln muss, andererseits sei es besser, sich gar nicht zuviel vorzustellen: «Das macht dich kaputt.» Schale Gefühle - die wenigsten Frauen sehen im Orgasmus-Fake ihren Traumberuf.

Der Film von Ursula Brunner ist ein intimer Blick hinter die Kulissen der Tabuzone «Telefonsex» und führt weder Opfer noch Täter vor. In seinem Zentrum stehen die erotischen Bedürfnisse von Herrn Schweizer, laut Natalie immer noch ein «Fass ohne Boden»: Moralisch urteilen kann jeder für sich. Denn sie wissen, was sie tun - an beiden Enden des Drahtes.

Telefonsex

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